Armenien: Hitze, Berge und Zwangspause !!!

Nachdem wir ungewollt noch am späten Abend von Georgien nach Armenien über die Grenze eingefahren sind und hier in unserer ersten Nacht heftigen Regen hatten, empfing uns der nächste Morgen mit strahlenden Sonnenschein und vielen Kühen. Die umliegenden Bauern, trieben hier im Morgengrauen, die Kühe direkt an unserem Zelt vorbei. Das war ein wenig beängstigend, da durch die tief stehende Sonne, die Kühe als riesengroße Schatten an unserem Zelt vorbeimarschierten. Wir dachten jedenfalls hoffentlich rennt hier keine von den fast 50 Kühen durchs Zelt.

Nach kurzem Frühstück ging es dann auf einer geraden Straße auf dem Hochplateau auf ca. 2000m mit wunderschöner Landschaft unsere ersten Kilometer durch Armenien. Die Landschaft hier ähnelte natürlich sehr der von Georgien, wurde aber umso tiefer wir kamen deutlich karger und nicht mehr ganz so grün.

Um hier einzukaufen, brauchten wir natürlich Geld. So gings im ersten größeren Ort in die örtliche Bank, da wir noch unser Georgisches Geld umtauschen wollten. Wir waren natürlich zu früh dran und mussten noch ein wenig warten, bis die Bank öffnete. Wir zogen natürlich gleich alle Blicke auf uns und so dauerte es nicht lange, das die  anwesenden Bankangestellten sich um uns versammelten. Sie waren natürlich total begeistert von unserem Trip. Die Jungs wollten alles wissen, einer von ihnen sprach ein wenig Englisch und so konnten wir das ein oder andere verständlich erklären. Wir bekamen dann von ihnen sogar noch Obst und Früchte geschenkt und Sie bestanden darauf das wir das Bild mit ihnen auf unserem Blog hochladen. Jetzt erklären sich auch die vielen Website Aufrufe aus Armenien, sie warten schon !!!

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Die Jungs von der Acba-Credit-Agricole-Bank

Unsere Fahrt ging dann weiter, langsam bergab, jedoch mit viel Gegenwind. Das Wetter war kühl und angenehm. Wir mussten sogar Zeitweise die Jacken rausholen. Aber das mit dem Wetter sollte sich im späteren Verlauf unserer Fahrt durch Armenien noch ändern. Wir sind hier sogar mehrmals durch den Regen ordentlich nass geworden. Die Landschaft wurde immer karger und eintöniger. Jedoch sah man schon immer noch Berge am Horizont. Wir passierten viele kleine Ortschaften, welche in schlechtem Zustand waren. Überall um die Ortschaften lagen viele Autofracks sowie sahen die Häuser alle sehr baufällig aus. Unsere erste größere Stadt sollte Gjumri sein. Hier hatten wir auch unseren ersten Arzttermin. Da sich Franks Brücke von seinen Backenzähnen in Georgien gelöst hat. Wir waren ein wenig skeptisch, ob das alles so nach unserer Zufriedenheit erledigt wird. So probierte Frank sein Glück, an einem von außen recht ansprechenden Gebäude. Nach kurzer Absprache auf Englisch und Russisch, ging der Zahnarzt ans Werk. Der veranschlagte Preis für die Behandlung belief sich auf unglaubliche 6€. Der Zahnarzt erledigte seine Sache gut und nun kann Frank wieder schmerzfrei essen und trinken.

Die Stadt Gjumri war der totale Gegensatz zur ländlichen Gegend, durch die wir gefahren sind. Die Stadt war sehr aufgeräumt, sauber und bestand aus ansehnlichen Gebäuden und einem sehr netten Innenstadtbereich. Nach einer längeren Pause, fanden wir hier an einem nahegelegen kleinen Stausee einen netten Zeltplatz. Dort haben wir bereits gemerkt Armenien wird heiß. So hieß es am nächsten Morgen um 6 raus, damit wir bei kühlen Temperaturen Richtung der Hauptstadt starten konnten. Die Landschaft blieb weiterhin sehr karg und trocken und es wurde bereits ordentlich heiß im Verlaufe des Tages. Die letzten Kilometer in die Hauptstadt Yerivan nutzten wir die Autobahn, um so auf den direktesten weg in die Stadt zu kommen.

In Yerivan haben wir uns ein Hostel im Zentrum gesucht. Auf dem Platz der Republik befindet sich ein Wasserbecken mit Fontänen. Hier wird jeden Abend im Sommer eine Wassershow mit Musik abgehalten. Wir haben das ganze mehr durch Zufall mitbekommen und waren begeistert von der farbenfrohen Wassershow. Das ganze Becken war von mehreren hunderten Menschen gesäumt und es bot im dunkeln eine tolle Atmosphäre.

Anschließend haben wir uns ins Nachtleben gestürzt. Wir haben ein Underground Rock Konzert besucht und die ein oder andere Bar abgeklappert 🙂 Wir waren insgesamt drei Tage in Yerivan und haben uns die Stadt auch bei Tag angeschaut und natürlich ein wenig entspannt. Die Stadt wirkte auf uns sehr modern mit vielen Grünflächen, Parks und natürlich vielen jungen Menschen. Stellenweise erinnerte es uns ein wenig an Budapest. In Yerivan lernten wir auch das erstemal die Hitze kennen, die uns demnächst verfolgen wird. Wir hatten hier tagsüber bis zu 40 °C. So wundert es uns nicht, dass man die meisten Menschen erst in den Abendstunden draußen sieht.

Am 18.7. sind wir dann in den frühen Morgenstunden gegen 6.30 Uhr in Yerivan aufgebrochen, um der Hitze zu entgehen. Wir konnten aus Yerivan heraus die wenig befahrene Autobahn nutzen. Imposant war auch den höchsten Berg der Türkei den 5137m hohen Ararat in ständiger Sichtweite zu haben. Aufgrund des diesigen Wetters kommt er auf den Fotos leider nicht so gut rüber. Der Straße folgten wir ca. 65 km bis wir dann gegen Mittag in die Berge kamen. Wir fuhren hier in Sichtweite der Grenze der autonomen Republik Nachitschewan die zu Aserbaidschan gehört. Hier sahen wir auf den Bergrücken viele kleine Schützengräben, MG- und Flak Posten. Solange man die Hauptstraße nicht verlässt, ist man in Sicherheit. Das Militär ist in Armenien überall sehr präsent.

Nachdem die Berge kamen, unterschätzen wir die brutale Hitze doch ein wenig und nach einem kurzen Melonen Einkauf, stoppten wir wenige Kilometer weiter unter einem kleinen Blechdach. Die Luft ist sehr trocken so das man bereits nach kurzer Zeit das Gefühl hat, einen Staubtrockenen Mund zu haben. So haben wir hier pausiert und uns dann einige Stunden später aufgemacht den Pass zu erklimmen. Zum Glück kam ein sehr langsamer LKW, bei dem wir uns an der Ladefläche für ca. 15km festhalten konnten. Als der Fahrer stoppte fand er das gar nicht so lustig und jetzt wusste er auch warum ihm alle überholenden Fahrzeuge zu hupten. Die letzten Meter des Passes bewältigten wir dann selbst und hier zogen glücklicherweise Wolken auf und die Temperaturen sanken ein wenig. Auf unserer Karte entdeckten wir in der Nähe des Ortes Zangakatun, einen kleinen See den wir ansteuerten. Während wir unser Zelt aufbauten, kam auch ein Hirte mit seiner Herde Ziegen vorbei und trieb Sie zurück ins Dorf. In Armeneinen wird viel Viehzucht betrieben und die Menschen treiben ihre Tiere jeden Morgen auf die Weiden in die Berge hinauf. Am späten Abend, besuchte uns ein Bauer mit zwei Flaschen in der Hand. Patrick befürchtete schon das wir jetzt wohl hoffentlich kein Wodka trinken müssen. Der nette ältere Herr sprach sogar ein wenig Deutsch und brachte uns Trinkwasser vorbei. Wir unterhielten uns ein wenig mit ihm und bedankten uns für diese tolle Geste. Anschließend ging es früh ins Bett, um halb sechs geht’s dann ja schon wieder raus. Am nächsten Morgen sind wir gegen halb sieben gestartet und hatten von unserem Zeltplatz der auf ca. 1800m lag, eine ca. 15 km lange Abfahrt mit einem tollen Sonnenaufgang und grandioser Aussicht. Bereits nach unseren zweiten Frühstück um halb neun war es furchtbar heiß. Wir fuhren dann noch ca. bis 11 Uhr und machten dann Mittagspause.

Da uns ein weiterer Pass bevorstand der bis auf 2300m hochgeht, versuchten wir unser Glück per Anhalter mitzufahren. Nach einiger Zeit hielt hier ein alter Gaz-53 LKW an und wir durften mit den Jungs auf der Ladefläche mitfahren. Die Fahrt war sehr holprig und wir flogen ziemlich umher auf der Ladefläche. Wir mussten auch mehrmals bergauf stoppen, da der Motor bei den Temperaturen einfach zu heiß gelaufen ist. Hier wurde einfach ein Eimer Wasser in die Kühlerschlitze geschüttet und die Motorhaube geöffnet. Unterwegs haben wir noch eine Schweizer Familie eingesammelt, die wir bereits mehrere Kilometer vorher getroffen haben. Die drei waren sichtlich froh, da Sie sich ein paar Höhenmeter sparen konnten. Kurz vor dem Pass ca. 5 km, mussten wir dann alle absteigen. Die Jungs fuhren auf ein Feld, um dort Heu zu Laden. Wir waren jedenfalls sehr dankbar, das wir uns die fast 1000 hm bei den Temperaturen sparen konnten. Die letzten Meter auf den Pass hoch, hatten wir dann wieder ordentlich Gegenwind und es ging ziemlich steil hinauf auf die 2300m. Die Temperaturen waren hier auch wieder erträglich und kühl. Bei einer kurzen Pause auf dem Pass, wo wir unsere Wasserflaschen an einer Quelle vollmachten lernten wir Hasan aus Täbris im Iran kennen. Dieser gab uns sofort seine Handynummer und wir sollten ihn doch unbedingt anrufen, wenn wir in Täbris/Iran sind. Dies Hilfsbereitschaft haben wir schon mehrfach von den Iranern kennengelernt, die wir getroffen haben. So haben wir zusammen schon über 10 Telefonnummern gesammelt. Wir sind daher schon ziemlich gespannt, was uns im Iran erwartet.

Nach einer kurzen Abfahrt, fanden wir einen grandiosen Zeltplatz an einem großen See auf 2200 m. Wir Zelteten hier auf einer kleinen Landzunge und hatten einen unglaublichen Ausblick auf die Berge ringsherum.

 

Am nächsten Morgen gings es wieder gegen 6 Uhr los und unser Ziel sollte die Stadt Goris sein. Da Goris deutlich tiefer lag haben wir gehofft eventuell einen entspannten Tag zu haben. Allerdings falsch gedacht. Ständiges bergauf und -ab, mit heftigem Gegenwind, der uns nur sehr wenig vorankommen ließ. Die Landschaft hier in diesem Teil wurde auch wieder ein wenig grüner und wir waren von Bergen umgeben, die um 3000 – 4000m hoch waren. So hatten wir zu mindestens landschaftlich ordentlich was zu genießen. Auf den letzten Paar Kilometern nach Goris ging es dann auch ordentlich bergab und so konnten wir uns zum Ende hin ein wenig erholen. Kurz vor Goris knackten wir dann auch unsere 5000km Marke. Es ist schon unglaublich für uns, wie weit wir gekommen sind und das wir die ganze Strecke von Deutschland mit dem Fahrrad bewältigt haben. Wir sind nun seit über 3 Monaten unterwegs und Stolz darauf. Wir hoffen das wir unsere Reise weiterhin mit viele Positiven Erlebnissen fortsetzen können.

 

In Goris war der Plan einen Tag Pause zu machen, da sich Patrick nicht besonders fühlte. Hier besuchten wir das berühmte Kloster von Tatev auf einem abgeschieden Berg. Ein besonderes Highlight ist hier die Fahrt mit der längsten frei hängenden Seilbahn der Welt. Die direkt neben dem Kloster ankommt. Das Kloster ist ein besonders wichtiger Ort für die Armenische Geschichte und war in seiner Blütezeit ein Zentrum für Wissenschaft und Religion. Es beteht bereits seit ca. 900 n.Chr.. Anschließend besuchten wir noch ein Höhlensystem mit heißen Quellen. Man musste sich hier an einem Strick nach unten Abseilen und sich durch Felsen und kleine heißere Quellen den Weg nach innen erklettern. In Deutschland wäre die Sache mit Sicherheit so nicht zugelassen, aber wir sind ja nicht zuhause. Viele Bilder sind hier leider nicht entstanden, aufgrund der Kletterei im Wasser, war uns unsere Kamera dann doch zu wertvoll.

Patrick ging es zunehmend schlechter, er hatte heftigen Durchfall und lag mehrere Tage im Bett. Wir tippen hier auf eine Art Magen Darm Virus. Im Hotel in Goris wurde er hier von Hotelbesitzerin mit Hausmitteln, Kohletabletten und viel Bettruhe gepflegt. So verbrachten wir 7 Tage in Goris. Nach einigen Tagen besserte sich sein Zustand ein wenig. Und wir probierten unser Glück bis nach Kapan die nächst größere Stadt zu kommen. Patrick bekam hier allerdings unterwegs einen Rückfall und so versuchten wir auf der Straße einen LKW anzuhalten, der uns mitnimmt. Keine Chance aber zum Schluß nahm Patrick dann ein netter Lada Fahrer mit auf den Pass. Fahrrad und Gepäck wurde im offenen Kofferaum verstaut und so konnte Patrick erstmal den sehr langen Anstieg der vor uns lag umgehen. Frank radelte infolgedessen alleine hinterher und wir sagten uns wir finden uns schon, spätestens in Kapan. Kurz vor dem letzten Pass vor Kapan war ein kleiner Parkplatz bis wohin sich Patrick dann noch gekämpft hat und dort haben wir uns dann auch wieder getroffen. Ab dem Pass ging es nur noch Bergab nach Kapan, die Landeshauptstadt des Kreises Sjunik. Wir wollten nun so lange warten bis sich Patricks Zustand verbesserte, weil alles andere keinen Sinn macht. Vorallem weil uns dann ein weiterer Pass auf ca. 2600m Richtung Iran bevorstand. Auf unserem Weg nach Kapan fuhren wir entlang der Grenze zu Bergkarabach, welches durch den gleichnamigen Konflikt immer wieder für Aufmerksamkeit sorgt. Es geht hier hauptsächlich um die Unabhängikeit der Republik Bergkarabach. Die Konflikt gipfelte in einem Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan anfang der 1990er Jahre. Der Konflikt ist aber bis Heute noch ungelöst und so finden hier immer wieder Gefechte statt. Aber keine Angst wir begeben uns hier in keine Lebensgefahr, solange mann auf den Hauptrouten bleibt sollte hier keine Gefahr bestehen.

Wir haben zwar  Armenien noch nicht ganz verlassen und wenn alles gut läuft werden wir morgen am 30.7. starten und haben so noch 2 Tage bis in den Iran vor uns. Aufgrund unseres längeren Aufenthalts in Armenien, haben wir einen guten Einblick in das Land bekommen. Es ist sehr sowjetisch geprägt, angefangen von der Atmosphäre in den Städten, bis hin zu den Gebäuden und den alten Fahrzeugen auf den Straßen. Die Leute waren uns gegenüber sehr hilfsbereit und wir können hier an sich keine negative Erfahrung  teilen. Armenien hat landschaftlich ähnlich viel zu bieten wie Georgien, nur hat uns hier häufig ein wenig das Grün gefehlt. Liegt aber vielleicht auch an der Lage von Armenien, da es hier sehr heiß und trocken ist. Noch ein interesanter Fakt der das Radeln in Armenien so interesant macht, ist die mittlere höhe des Landes die bei 1800m liegt. Und wir können das bestätigen. Entweder es geht steil bergauf oder bergab, dazwischen hatten wir selten, außer in der Region um Yerivan.

Nun sind wir gespannt auf den Iran und freuen uns auf ein neues Land mit neuen Menschen. Bis dahin liebe Leser genießt den Sommer in Deutschland und vielleicht könnt ihr uns ein bisschen Regen von Zuhause übersenden 🙂

5 Gedanken zu “Armenien: Hitze, Berge und Zwangspause !!!

  1. Alles Liebe an euch Raketen! Wir denken fest an euch und verfolgen euren Blog voller Spannung.

    Weiterhin alles Gute und für Patrick möglichst festen Stuhl

    Martin und Rebecca

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