Kirgisistan 6000!

Nachdem wir beide ziemlich erschöpft im Tunduk Hostel in Bishkek angekommen sind , haben wir uns nach der Dusche erstmal ins Bett gelegt. Am nächsten Tag ging es uns schon deutlich besser und wir haben mit den vielen Reisenden im Hostel den Tag verbracht. Die meisten von ihnen kamen aus Frankreich und Belgien. Nicht vergessen wollen wir hier natürlich unseren Freund Maik aus der Schweiz, der uns durch seine ruhige und direkte Art sofort sympathisch war. Maik kommt aus Bern in der Schweiz und er startet von Kirgisistan zu einem zehnmonatigen Backpacker Trip rundum den Globus. Maik wir wünschen dir alles Gute auf diesem Weg und viel Spaß !!!

Bischkek wurde nach unserer Genesung natürlich auch noch besichtigt. Hier gab es unzählige Denkmäler und Statuen zu bestaunen. Selbst die Lenin Statur am Lenin Platz steht noch. Andere alte Sowjetstaaten haben diese Denkmäler entfernt, nicht so Kirgisistan. Hier wurde sich dazu entschieden zu seiner Vergangenheit zu stehen. Vielleicht ist die Entsorgung oder Umgestaltung auch einfach zu teuer. Nichtsdestotrotz hat uns Bischkek als Hauptstadt nicht unbedingt umgehauen. Es gab viel grün und viele Parks, aber dennoch hat ein wenig der Flair einer Hauptstadt gefehlt wie wir finden. Mit den Leuten aus dem Hostel haben wir dann noch einen kleinen Pub Abend gemacht. Der feucht fröhlich ausfiel und wir natürlich wieder die letzten im Hostel waren. Am nächsten Morgen mussten wir dann auch unsere geplante Wanderung mit Maik absagen, aus unerklärlichen Gründen.

Am Montag den 28.08. ging es dann für uns endlich weiter und wir haben uns auf den Weg gemacht das wunderschöne Kirgisistan zu erkunden. Viele von euch werden den Namen des Landes vielleicht hier zum ersten Mal hören. Aber nach diesem Blogbeitrag werdet ihr das so schnell nicht wieder vergessen, hoffen wir. Kirgisistan beherbergt alleine 30 über 6000m hohe Berge sowie mehrere Siebentausender wie den 7134m hohen Pil Lenin, wenn das nicht mal beeindruckend ist.

Den ersten Tag (sind wir für Kirgisistan untypisch) hauptsächlich geradeaus gefahren. Aber der erste Tag auf dem Rad war noch nicht so erfolgversprechend. Haben wir uns doch einfach noch total schlapp und K.o. gefühlt. An einem kleinen Bewässerungskanal haben wir dann unser Zelt aufgeschlagen und uns früh schlafen gelegt. Wir wurden am nächsten morgen mit strahlendem Sonnenschein empfangen und waren hoch motiviert unser Tagesziel zu erreichen. Dies sollte ein Pass sein, der auf ca. 3200m liegt. Die Strecke umfasste ca. 70km mit gut 2200hm. Wir waren beide immer noch nicht so richtig gut drauf und kämpften doch ganz schön mit dem Berg. Lag vermutlich an unserem Trainingsrückstand der letzten Wochen. Nach dem Mittag direkt an der Straße, ging es an die letzten 18km mit ca. 12 % Steigung.

Wir haben hier ganz schnell gemerkt das wir das einfach nicht schaffen. Hier kamen zwei schwer beladene LKW’s mit niedrigem Tempo genau richtig. Jeder von uns krallte sich irgendwo hinten am Hänger fest und dann ging es bergauf. Das mag sich entspannt anhören ist aber ebenso harte Arbeit. Da die Straße ziemlich kaputt war und man meistens ohne Wechsel nur mit einer Hand festhalten kann, für ca. 45 min. Frank hatte dann noch einen kleinen Unfall bei dem Glücklicherweise nichts weiter passiert ist. Er hat sich am Hänger mit dem Lenker und Taschen verkeilt und sich dann unsanft überschlagen und wurde nicht weiter vom LKW mitgeschleift. Nach kurzem richten am Fahrrad, hielt schon der nächste LKW der das Schauspiel verfolgte und gleich signalisierte ab nach hinten und festhalten. Oben angekommen sahen wir schon den Tunnel den wir durchqueren mussten. Der Tunnel ist spärlich beleuchtet, extrem schmal und besitzt keine Ventilation. Kurz gesagt ein solcher Tunnel wäre in Deutschland undenkbar. Für Radfahrer ist er auch verboten, so mussten wir uns ein Taxi organisieren welches uns durch den 2km langen Tunnel beförderte. Nach einiger Suche fanden wir einen grünen Pritschenwagen, der bereit war uns mitzunehmen. Kaum öffneten der Beifahrer die Ladefläche, war uns klar warum die Jungs sich so amüsierten. Wir durften mit 2 Schafen und ihren Exkrementen auf der Ladefläche Platz nehmen. Die Fahrt durch den Tunnel glich einer Achterbahnfahrt. Die Straße im Tunnel war sehr schlecht und wir zischten mit einem Höllenspeed durch den Tunnel. Wir flogen ziemlich umher und selbst die Schafe lagen des öfteren auf dem Boden, aufgrund der rasanten Fahrweise.

Am anderen Ende angekommen bedankten wir uns und waren froh die Ladefläche lebendig verlassen zu können. Wir wollten eigentlich auf dem Pass zelten aber das Wetter war so schlecht, das wir beschlossen auf die vor uns liegende Hochebene auf 2300m zu fahren. Die Abfahrt war ziemlich kalt und wir befürchteten schon in den herannahenden Regenschauer zu geraten. So haben wir schnell ein Zeltplatz gesucht und alles aufgebaut. Wir hatten am Ende dann doch Glück und konnten die atemberaubende Landschaft mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen.

Am nächsten Tag führte unser Weg immer entlang der Hochebene und was sollen wir sagen, die Landschaft war einfach atemberaubend. Die Straße ging hauptsächlich geradeaus und schlängelte sich zwischen den Bergen auf der Hochebene entlang. Überall am Straßenrand standen Yurten, in denen die Nomaden leben und ihre selbst hergestellten Erzeugnisse und Essen verkaufen. Alle riefen und winkten uns zu und signalisierten das wir zum Essen vorbeikommen sollten.

Die Steigung war moderat und unserer Fitnesszustand besserte sich auch wieder. Zum Mittag kehrten wir in einer Art Gasthaus am Straßenrand ein und hatten danach noch ein paar Kilometer bis zum Höchsten Punkt der Hochebene auf 3200m, von der es wieder nach unten ging. Nach einer kurzen Abfahrt haben wir uns auf ca. 2800m einen genialen Zeltplatz direkt an einem eiskaltem Bergbach gesucht und einen genialen Abend verbracht. Die Bilder sprechen für sich!!!

Am nächsten Morgen hatten wir dann eine ca. 65km lange Abfahrt vor uns, die wir natürlich genossen haben. Wir fuhren nach einem leckeren Mittag um den Toktogul See herum und zelten hier direkt am See. Haben wir schon erwähnt welch tolle Landschaft Kirgisistan zu bieten hat? 🙂

 

Am Morgen ging es weiter am See entlang mit ständigem bergauf und -ab. Hier trafen wir auch ein Englisches Pärchen, welches mit Trikes unterwegs ist. Die Beiden sind schon seit mehr als einem Jahr unterwegs und waren Anfangs erst mit einem Tandem unterwegs und sind dann umgestiegen.

Die Straße führte uns dann weg vom See und wir steuerten die Stadt Kara-Köl an. Entlang der Straße verlief ein Fluss an dem wir vorhatten zu Zelten. Blöd nur wenn der Fluss in einer Schlucht verläuft und kein geeigneter Zeltplatz in der Nähe ist. So gondelten wir die Straße entlang am Fluss, immer weiter bis wir dann endlich in weiter Entfernung ein Platz ausfindig machen konnten. Nach 105km waren wir dann auch ziemlich K.o. und froh nun endlich einen Platz gefunden zu haben.

Am nächsten Tag ging es immer weiter mit der Berg- und Talfahrt. Entlang am Fluss, aber es wurde weniger und am Nachmittag fanden wir uns dann plötzlich im Flachland wieder. Hier stoppten wir an einem der vielen Verkaufsstände, um eine Melone für den Abend zu kaufen. Hier wurden wir auf eine Melone eingeladen und über unsere Route ausgefragt. Die Kirgisen sind sehr herzliche und freundliche Menschen und wir werden oft gefragt woher wir kommen und wohin die Reise geht. Auch auf der Straße wird uns viel zugehupt, zugerufen und freundlich gewunken. Abends haben wir an einem kleinen Bach gezeltet und wurden prompt erstmal von der Polizei besucht. Die waren aber super freundlich und haben sich nach unserem Wohl erkundigt. Später am Abend fuhren Sie auch noch mal Patrouille, um zuschauen das bei uns alles in Ordnung ist. Am nächsten Morgen wurden wir von einem kleinem Jungen auf seinem Esel empfangen, der seine Herde Schafe auf die Weide trieb und ziemlich amüsiert schaute was wir da so machen.

Die nächsten beiden Tage verliefen mehr oder weniger entspannt, bis auf den schlechten Straßenzustand Richtung Osh. Wenn man dann den ganzen Tag auf so einer Holperpiste unterwegs ist, tut einem einfach alles weh. Wir durchfuhren nun viele kleinere Städte und hier war schon ordentlich was los auf den Straßen. Überall Verkaufsstände, Menschen auf den Straßen und viele kleine Transporter die Pferde, Kühe, Schafe und Ziegen transportierten. Wir sind nun in Osh angekommen und gönnen uns hier 2 Tage Pause. Kirgisistan hat uns mit seiner unglaublichen Natur- und Bergwelt wirklich überzeugt sowie die freundlichen Menschen überall. Um Kirgisistan zu bereisen sollte man vielleicht eher früher ins Land kommen. April bis Juni sind dann vielleicht besser, eventuell alles ein bisschen grüner. Wir hatten hier Anfang September noch täglich 30°C und sehr trockenes Wetter. Aber dennoch hat uns die unberührte Natur wirklich beeindruckt sowie der Sowjetische Flair der alles noch ein bisschen rustikaler wirken lässt. Kirgisistan ist wirklich eine Reise wert. Es werden viele Touren durch das Land und die Bergwelt angeboten, sei es auf dem Pferd oder das übernachten in einer Jurte, hier dürfte für jeden was dabei sein.

Von Osh wollen wir dann nach China aufbrechen. Was noch mal richtig anstrengend wird, da wir auf einen ca. 3500m hohen Pass radeln müssen. Auch ist die Einreise über die Grenze nach China mit dem Fahrrad nicht ganz so einfach. Zwischen der Kirgisischen Grenze und der Chinesischen Grenze liegt eine Art Niemandsland, welches nicht mit dem Fahrrad befahren werden darf. So müssen wir uns hier noch einen Transport organisieren. Auch die ersten ca. 200km in China bis Kaschgar dürfen nicht beradelt werden. Mal sehen ob wir einen LKW chartern können der uns mitnimmt. Ob das alles so klappt sehen wir bald und ihr erfahrt es im nächsten Blog!!! 🙂

2 Gedanken zu “Kirgisistan 6000!

  1. Hallo Patrick.
    Ganz liebe Grüße von Kati Bader.
    Ich hatte heute einen Termin bei deiner Mutti. Sie hat mich auf euren Blog aufmerksam gemacht. Noch hatte ich nicht genug Zeit, alles zu lesen. Werde ich aber noch.
    Das ist ja der Wahnsinn, was ihr alles unternehmt, was ihr erlebt und wieviel Glück ihr auch hattet. Ich finde das alles super. Ich wünsche euch noch eine gute Reise und viele Eindrücke.
    So, nun kann ich dich hiermit selber grüßen und muss nicht mehr Grüße über deine Mutti ausrichten . Sie ist sehr stolz auf dich. Und das zu recht.
    Alles Gute weiterhin!🎉

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