Während unseres kurzen Stops in Burgas / Bulgarien, sind wir in einer kleinen Pension untergekommen. Wir sahen bereits bei der Ankunft, dass das Nachbarhaus noch im Rohbau ist. Es war ja Freitag, also sollte am Wochenende Ruhe sein, sodass auch wir relaxen konnten. Das war allerdings weit gefehlt. Samstag wie Sonntag wurde kräftig gebohrt, geackert, krach gemacht und das bereits in den frühen Morgenstunden. Am späten Samstagnachmittag rückte dann noch die Betonpumpe an, um die Decken für die oberen Etagen zu gießen. Natürlich landete der eine oder andere Spritzer auf unserem Balkon und unser frisch gewaschenen Wäsche. Unser Balkon grenzte direkt an das Nachbarhaus und so konnten wir live dabei sein. Nichtsdestotrotz genossen wir die zwei Tage Pause in Burgas, um uns ein wenig von den letzten Tagen zu erholen.
Wir starteten am 29.5. von Burgas aus Richtung Türkei. Und hatten natürlich wieder jede Menge Berge zu überwinden. Auf dem Weg trafen wir wieder zwei Deutsche Radler, die vom Iran nach Deutschland radeln. Beide haben mehrere Jahre in Kambodscha bei einer Hilfsorganisation gearbeitet und wollen jetzt in Deutschland wieder Fuß fassen. Die beiden waren super nett und mega entspannt und wir ließen uns noch ein paar Tipps für unsere Weiterfahrt geben.
Nach den anstrengenden Bergetappen machten wir in der letzten Stadt in Tarnovo/Bulgarien halt und wurden bei Essen und Einkäufen unsere letzten Bulgarischen Lev los. Danach ging es wie sollte es auch anders sein weiter bergauf Richtung Grenzübergang zur Türkei. So ein bisschen nervös waren wir schon was uns da erwartet.
Oben auf dem Berg angekommen, wurden wir erst kurz von den Bulgarischen Grenzpolizisten gecheckt und durften dann weiter zur Türkischen Grenzkontrolle. Hier war alles ein wenig millitärischer aufgebaut, als wir das vorher kannten. Mit Soldaten und Wachposten und größerem Gebäudekomplexen als bisher. Der Soldat auf seinem Posten grüßte uns gleich und auch die restlichen beiden Grenzbeamten die unsere Ausweise checkten waren sehr freundlich und nett.
So sind wir also in der Türkei angekommen und sind mega happy es bis hier her geschafft zu haben. Wir genossen die Abfahrt auf einer sehr gut ausgebauten Straße und toller Landschaft. Dann fanden wir in einer kleinen Nische neben der Straße ein für uns doch geeignetes Plätzchen zum zelten. Als wir dann uns aufmachten ins Zelt zu gehen hörten wir von weitem lautes Hundegebell von 2 Hunden. Also haben wir uns schnell im Zelt verkrochen und versucht abzuwarten ob Sie näher kommen. Es hat nicht lange gedauert und einer der Hunde stand ein paar Meter vom Zelt entfernt, bellte und knurrte auf das wildeste. Wir beschlossen erst mal ruhig zu bleiben und abzuwarten. Dem bellen nach, waren es definitiv keine kleinen Hunde und wir waren doch schon ein wenig besorgt wie wir uns verhalten sollten. Nach ca. 15min heftigen knurren und bellen verschwanden die beiden wieder, da sich bei uns im Zelt anscheinend kein Widerstand regte. (Frank untertreibt, ich hatte Todesängste und Puls von 300!!) Das Thema mit den Hunden ist unter Radfahrern sehr bekannt und wir haben nun schon viele Taktiken gehört und probiert, wie man Sie mehr oder minder vertreibt. Viele benutzen Stöcke, haben Steine parat, Pfefferspray/Deo oder versuchen Sie mit lautem brüllen zu vertreiben. Und im letzten Fall, falls möglich einfach flüchten. Wir haben es bisher meist mit zurück brüllen und Stock zeigen versucht, was aber auch nicht immer funktioniert. Jedoch blieb es bis auf unseren kleinen Zwischenfall an der Rumänischen Grenze nur dabei, dass die Hunde uns verfolgten und wir noch keine Verletzungen davon trugen.
Am nächsten Morgen schien die Sonne und wir machten uns auf den Weg Richtung Kirklareli. Die Fahrt dahin ging zwar bergab, allerdings hatten wir immer wieder steile Anstiege zu bewältigen, da die Türkei ja nicht unbedingt für sein flaches Landschaftsprofil bekannt ist. Bereits kurz nach der Grenze veränderte sich die Landschaft stark mit weniger Bäumen und vielen Grasflächen.
In Kirklareli angekommen, wurden wir direkt beim Geldabheben von einem Jungen Mann angesprochen, der fragte woher wir denn kommen, wo wir hinwollen etc. und gab uns noch ein paar Tipps für unsere Route Richtung Istanbul. Hier haben wir bereits gemerkt, wie offen und hilfsbereit die Türken gegenüber Fremden sind. Nach kurzen Essen Stop in einem kleinen Döner Laden ging es weiter. Die weitere Strecke hielt immer noch einige Berge in petto, allerdings waren dies nur noch flache Anstiege. So erreichten wir ein wenig entspannter Pinarhisar. Hier haben wir in einem kleinem Cafe an der Straße kurzes Päuschen eingelegt und lernten schnell den Besitzer Cem kennen. Er sprach gut Englisch und war sehr begeistert von unserer Vorhaben. Nach einem Kaffee und Türkischem Tee, holfen wir noch seinen Aushilfsmädels bei den Englischhausaufgaben und wenig später lud uns Cem ein, doch bei ihm in der Wohnung zu übernachten. Das Angebot nahmen wir natürlich dankend an, bestanden aber darauf für ihn am Abend zu kochen. Wir kochten Pasta mit Rindfleisch und wurden stets beobachtet, was wir denn da so machen. (In der Türkei kochen nämlich nur die Fauen) Cem und seiner Bedienung hat es jedenfalls geschmeckt und wir genossen den weiteren Abend mit vielen freundlichen Türken in seinem Cafe. Wir wurden dann noch von ein paar Leuten zur einer kleiner Theateraufführung mitgenommen und genossen die freundliche und nette Atmosphäre. Wir haben hier bereits viel über das Land und die Menschen gelernt, sowie ein paar Türkische Vokabeln gepaukt. Im Moment ist in der Türkei Ramadan/Fastenzeit und die Menschen dürfen gewöhnlicherweise nur essen und trinken wenn es Dunkel ist. Im europäischen Teil der Türkei wird der Ramadan nicht ganz so strikt eingehalten. Wir sahen hier auch tagsüber Leute essen und trinken und nicht jeder beteiligt sich am Ramadan. So fühlte sich das Cafe am späteren Abend ziemlich rasant und wir hatten einen witzigen und geselligen Abend, bei dem wir gegen 2 Uhr nachts im Bett landeten. Den nächsten morgen verbrachten wir noch bei Cem im Cafe, der Abschied viel uns merklich schwer von all den netten Leuten, die uns sehr warmherzig empfangen haben. (kleine Geschenke machten und uns super integrierten)
Wir hatten am flogenden Abend unsere Warmshowers Premiere bei Asli in Çerkezköy. Warmshovers ist ein Netzwerk von Radfahrern die Unterkunft, Dusche etc. für Radler anbieten, ähnlich wie Couchsurfing, nur eben von und für Radfahrer. Kurz vor Cherkezköy hatten wir leider an Patricks Hinterrad Plattfuß Nr.2, aber innerhalb von 15min war wieder alles geflickt und es ging weiter. In Çerkezköy angekommen wurden wir von Asli’s Bekannten Kadesch abgeholt und trafen uns mit Asli am Radladen Arslan Bisiklet. Asli war super nett und sprach sehr gut Englisch. Auch die Jungs vom Radladen, die wir kennenlernten waren super freundlich. Nach kurzer Dusche bei Asli und leckeren Abendessen im Türkischen Restaurant, ging es am Abend mit dem Lion’s Bike Club Çerkezköy zum Nightride durch die Stadt. Wir waren ca. 25 Leute, mit denen wir mega Spaß hatten. Der Club veranstaltet das zweimal wöchentlich und will so das Radfahren stärker in das öffentliche Bewusstsein rücken. Radfahren dient in der Türkei hauptsächlich um von A nach B zu kommen und ist als Freizeit Aktivität nicht sehr verbreitet. So sind wir happy das wir die Jungs bei ihrem Vorhaben ein wenig unterstützen konnten. Nach einem kurzen Zwischenstopp mit türkischen Tee, ging es wieder zurück und so waren wir wieder gegen 2.30 Uhr im Bett. Am nächsten Morgen ging es nach kurzer Nacht zum Radladen, wo unsere Bikes warteten. Hier verabschiedeten wir uns von Asli und bedankten uns Recht herzlich für ihre Gastfreundschaft.
So brachen wir nach kurzem Frühstück auf, um uns auf den Weg Richtung Istanbul zu machen. Wir versuchten hier soweit es geht die Hauptverkehrsstraßen zu meiden und befuhren meist kleinere Landstraßen mit natürlich wieder tollem Höhenprofil. Aber wo es hoch geht, geht’s ja auch wieder runter. So konnten wir nach jedem Anstieg eine neue Aussicht genießen. Da Istanbul nicht gerade zu den kleineren Städten zählt (17,6 Mio Einwohner (googelt es nochmal)) haben wir uns dazu entschieden, die Einfahrt auf zwei Tage aufzuteilen. So machten wir kurz bevor die ersten Vorstädte anfangen Stop an einem See der an das Marmarmeer angrenzt.
Am nächsten Morgen starteten wir bereits in den Vorstädten von Istanbul, bis ins Zentrum waren es von da noch ca. 50km, was zeigt wie groß Istanbul eigentlich ist. Und wir wussten, dass dies ein ziemlich stressiger Tag werden würde. So kämpften wir uns langsam immer weiter Richtung Zentrum, auf zwei bis dreispurigen Schnellstraßen mit viel Verkehr. Der Verkehr wurde immer heftiger und ging meistens nur stockend voran. Den Verkehr hier, lässt sich absolut nicht mit dem Zuhause vergleichen. Hier wird gehupt, riskant überholt, mal einfach auf der Straße gewendet und alles läuft einfach hektischer ab. Je weiter wir ins Zentrum kamen, umso zäher wurde der Verkehr. Mit unseren großen Taschen, mussten wir uns an den Autos vorbeiquetschen. Mit den Taschen nirgends hängen zu bleiben, war garnicht so einfach. Im Zentrum angekommen, machten wir uns als erstes auf in den Reiseradladen Bisziklet Genen, da wir ja unsere Laufräder umbauen wollen. Hierzu fuhren wir mit der Fähre auf die asiatische Seite von Istanbul und haben somit schon mal unseren Kontinent Europa verlassen!!! Hier trafen wir durch Zufall wieder unsere Schweizer Freunde, von Hellobikeworld, die hier ihre Trikes zur Wartung hatten.
Nach kurzer Absprache wegen den Bikes, ging es ins Hostel. Von unserem Start am 16.04.2017 in Deutschland, bis hierher sind wir 2854 km gefahren und waren 48 Tage unterwegs.
Wir werden hier jetzt erstmal 7 Tage Pause einlegen, relaxen und das erlebte ein wenig verarbeiten.
Wir hatten im voraus unserer Reise natürlich immer nur davon gesprochen, bis nach Istanbul zu fahren. Da wir selber erstmal sehen wollten, wie das läuft. Da wir soviel Spaß dabei haben, wollen wir natürlich weiterfahren. Unser Plan ist es, bis nach Südostasien zu fahren. Einige wissen das schon, nun wollen wir das mal offiziell machen! Unser Plan ist es, jetzt im Norden der Türkei, entlang vom Schwarzen Meer nach Georgien, Armenien in den Iran zu fahren und dann weiter durch Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan nach China und weiter Richtung Südostasien. Allerdings kann Aufgrund von Visabestimmungen die Route natürlich noch nicht definitiv bestätigt werden. Die Pause in Istanbul nutzen wir natürlich auch, um uns die Karten für die weitere Reise zu legen. Das heißt Visa Beantragungen, z.B für Iran planen und sonstige organisatorische Dinge. Aber keine Angst wir werden euch auf dem laufenden halten. 🙂