Nach dem ich mich zwei Tage in Bishkek rumgetrieben habe ging es am 6.Juli los mit radeln Richtung Osh. Ich wollte eigentlich recht früh starten um der Tageshitze zu entgehen doch so startete ich erst gegen 10:30 Uhr am Tunduk Hostel, wunderbar in die Mittagshitze. Die fahrt aus Bishkek war ganz entspannt ich fuhr auf einem extrem gut ausgebauten Radwegen bis an den Rand der Stadt. Hier gab es sogar einen Skatepark und einen Pumptrack was mich wirklich überraschte. Ich wollte diesmal wenig befahrene Straßen nehmen und naja was soll ich sagen. Keine so gute Idee. Die Straßen waren normale Straßen doch waren es hauptsächlich Schotterpisten wo es nicht so flüssig voran ging wie ich das dachte dafür aber kaum Verkehr. Am späten Nachmittag traf ich zwei türkische Reiseradler mit denen ich mich gemeinsam auf Zeltplatz suche begab. Vorher gönnte ich mir noch Plov zum Abendessen da ich keine Lust auf Kochen hatte. Die Jungs hatten entlang der Passstraße die es den nächsten Tag entlang ging einen ausgeschriebenen Zeltplatz gefunden und den steuerten wir an. Der Platz war ok und es war Fluss in der Nähe wo ich mich waschen konnte, also alles perfekt. Wir tauschten uns noch ein bisschen aus und die Jungs erzählten mir das Sie von Kirgisistan zurück in die Türkei nach Istanbul radeln wollen.











Am nächsten morgen ging es für mich um 6 aus dem Zelt um rechtzeitig zu starten weil heute der Too Ashu Pass bezwungen werden soll. Ich hatte hier ca. 50km mit knapp 2000hm auf dem Programm. Ich frühstückte und verabschiedete mich von den Jungs die noch im Zelt lagen. Ich starte auf etwa 1200m Meereshöhe und bis ca. 2200m geht die Straße sehr angenehm bergauf. Die letzten 1000hm haben es dann in sich und ich musste dann hier doch öfters anhalten als mir lieb war. Ab ca. 2500m höhe musste ich fast jeden Kilometer pausieren merkte ich doch die Höhe immer mehr. So hangelte ich mich Serpentine für Serpentine nach oben. Ich lieferte mir mit einem voll beladenen LKW über 2-3 Kurven ein Rennen da er fast noch langsamer war als ich. Als ich dann pausierte ergriff ich die Chance und hielt mich an der hinteren Bordwand fest und lies mich dann ca. 3km mit nach oben ziehen. Was sich zwar easy anhört doch auch einiges an Anstrengung bereit hält. Der LKW hielt dann noch mal an und ich ging die letzten 2km des Passes an. Oben angekommen auf 3200m war es doch recht frisch. Um auf die andere Seite des Passes zu kommen muss man einen Tunnel durchqueren. Ich radelte in Richtung Tunnel und wollte einen Blick hinein werfen. Ich wurde von der Tunnelpolizei abgefangen und darauf hingewiesen Radfahren verboten im Tunnel weil zu gefährlich. Das kannte ich schon von unserer Reise aus 2017. Diesmal erwischte ich ein deutlich angenehmeres Taxi als beim letzten mal, als Patrick und ich auf einer Lkw Ladefläche mit 3 Schafen und vielen exkremten durch den Tunnel rasten. Vor dem Tunnel wartete ein Schwerlast LKW bei dem ich mein Rad zwischen den Bagger platzieren konnte. Ich durfte dann im Führerhaus Platz nehmen. Dann noch kurz warten bis der Tunnel freigegeben wird und ab gehts. Mein Rad auf dem Hänger hat die Fahrt gut überstanden und nach dem Abladen stellte ich fest meine Handschuhe lagen noch im Lkw und der war schon weitergefahren. So rollte ich die Passhöhe auf der gut ausgebauten Straße hinab und holte den Lkw schnell wieder ein. Er sah mich schon im Spiegel fuhr rechts ran und reichte mir meine Handschuhe raus. Und da soll noch mal einer sagen es gibt keine Hilfsbereitschaft.








Ich fuhr dann weiter hinunter auf eine Hochplateau was auf ca. 2400m liegt und freute mich schon auf diese tolle Landschaft mit den Bergen auf der rechten und linken Seite. Die Straße schlängelt sich hier ca. 70km auf diesem Hochplateau entlang. Natürlich nicht gerade das wär zu schön. So hatte ich doch tollen Gegenwind was das fahren nicht gerade besser machte. Das Wetter war auch nicht so toll und hin und wieder regnete es leicht. So gönnte ich mir erstmal Mittag in einer Gaststätte an der Straße bevor es weiterging. Nach einem weiteren Stop um Wasser zu kaufen deute die Verkäuferin an ich könnte in der Yurte im Garten schlafen. Da ich ziemlich geschafft war dachte ich warum nicht habe ich ja noch nicht gemacht. Für 400 Som knapp 5€ willigte ich ein. Eine Yurte ist das Zuhause der kirgisischen Nomaden die auf den Hochebenen des Landes Landwirtschaft und Viehzucht betreiben. Das Dach der Yurte ist auch auf der national Flagge des Landes zu sehen hat einen großen Stellenwert in der Kirgisischen Kultur. Ich hatte die Yurte für mich alleine. Wasser zum Waschen gab es leider nicht genug, dafür aber einen Fluss in der nähe in welchem ich mich mit wundervollen klaren eiskalten Wasser waschen konnte. Danach wurde ich noch ein wenig von der Familie auf Russisch ausgequetscht woher, wohin, wie alt etc. und spielte mit den Kids Fußball. Die Nacht in der Yurte war angenehm und frisch doch mein Schlafsack hat mich schön warmgehalten.







Der nächste Tag hatte besten Sonnenschein zu bieten und ich fuhr das Hochplateau weiter. Wieder mit Gegenwind der mich die nächsten Tage noch begleiten wird. Am Manas Denkmal welches dem Volkshelden aus dem 9. Jahrhundert gewidmet ist machte ich Mittagspause. Doch ich war nicht lange alleine und wurde von einer ganzen Familie umzingelt und mit russisch und ein wenig englisch kombiniert mich ausgefragten. Ich traf dann noch einen Schweizer Rentner der das Land bzgl. der Pflanzenwelt besuchte und nicht viel positives zu sagen hatte. Seiner Meinung gibts in Kirgisistan mehr Pferde als Menschen und die würden alles abgrasen. Man hat ja immer die Wahl worauf man seinen Fokus legt, ich teile seine Meinung nicht ganz.




Nach der Pause ging es dann aus dem Hochplateau Richtung Ala-Bel Pass der auf ca. 3170m liegt. Hier ging es dann knapp 500hm mit moderater Steigung nach oben. Von weiten sah ich zwei Radfahrer mit Gepäck kommen und die winkten mir schon zu. Es waren Gabi 64 und ihr Bruder Walther 74 aus der Nähe von Mönchengladbach. Als die beiden mir ihr Alter verrieten war ich baff. Walter reiste schon viel umher nach dem er Rentner ist nun Vollzeit, ebenso seine Schwedter. Die beiden waren vorher in Usbekistan und Tadschikistan unterwegs und wollen jetzt Kirgisistan bereisen. Wir haben uns toll unterhalten und die beiden haben mir ein paar tolle Dinge mitgeben die mir selbst in den letzten zwei Jahren immer bewusster geworden sind. Sie sagten mir man solle seine Träume jetzt leben und nicht auf später verschieben und z.b. warten bis man Rentner ist. Denn was du heute nicht tust machst du später vermutlich auch nicht. Und schaust nur zurück und sagst hätte ich doch mal. Nur wir Menschen denken ja häufig an was könnte ich denn verlieren wenn ich jetzt ins Ungewisse springe. Die wenigsten denken dabei aber was könnte ich denn alles gewinnen dabei. Dabei sagten sie im Bezug auf das Reisen man solle nicht erst anfangen wenn man Rentner ist sondern sukzessiv das Reisen in sein Leben einplanen. Gabi sagte dann als sie noch nicht Rentnerin war besuchte sie ihren Bruder immer wenn er unterwegs war damit Sie auf dem laufenden blieb. Beide meinten auch zu mir das sie ihre Autos verkauft haben und sich dafür ihre Räder gekauft haben weil sie das Auto nicht brauchen. Walter unterhält einen sehr detaillierten Blog über seine Reisen www.radtraum.de auf dem ihr sehr gerne vorbei schauen könnt.

Nach dieser wundervollen Begegnung ging es für mich weiter den Pass hinauf und siehe da die nächsten Radler kommen auf mich zu. Es waren 3 Engländer 2 Mädels und ein Junger Mann mit denen ich mich kurz austauschte und sie mir viel Spaß wünschten bei der 65km langen Abfahrt Richtung Toktugul Stausee die vor mir lag. Ich genoss noch mal die wunderschöne Landschaft am Pass und machte mich fertig für die Abfahrt.
Ich freute mich riesig durch die Abfahrt ordentlich Kilometer zu machen doch machte mir heftigster Gegenwind einen Strich durch die Rechnung. Es ging ordentlich bergab und ich musste doch tatsächlich treten das ich voran komme. Das war extrem frustrierend und zog sich bis zum Toktugul Stausee. Auf der Abfahrt änderte sich die Landschaft drastisch von der Grünen Graslandschaft zu sehr trockener und dürrer Landschaft ohne viel grün und dennoch hohen Bergen. Ich entschloss mich in Toktugul, die Stadt wurde nach einem berühmten Kirgisischen Sänger benannt noch auf die andere Seite des Stausees zu fahren und dort unseren Zeltplatz von vor 5 Jahren zu suchen. Den fand ich auch, war allerdings der Wasserstand so niedrig das ich ein wenig enttäuscht war. So entschied ich mich weiter in den ausgetrockneten See hinein zu fahren um näher an das Wasser zu kommen. Das ganze wurde dann zu einer ziemlich abenteuerlichen Angelegenheit weil um bis an das Wasser zu kommen ich eine ca. 4m hohe Abruchkante hätte Rad runterkletterten müssen. Ok dachte ich mir waschen sollte ja eventuell noch klappen. Also ich hinunter geklettert und angekommen am Wasser sinke ich schon immer tiefer ein und hatte mein Mühe aus dem Schlamm wieder rauszukommen und nicht noch tiefer einzusinken. So ging es ziemlich genervt wieder nach oben und ich entschied mich wieder komplett nach oben aus dem See zu kämpfen um dort einen guten Zeltplatz zu finden. Ziemlich fertig baute ich mein Zelt auf und aß noch ein paar Kleinigkeiten zum kochen war es jetzt für mich einfach zu spät. Es kam dann noch mal heftiger Wind auf der mein Zelt fast wegblies das lies glücklicherweise nach 30 min nach. Dann dachte jetzt kannst du endlich schlafen. Gegen 23 Uhr hört ich dann einen Traktor näher kommen. So wurde da auf dem Nachbarfeld kurz vor Mitternacht erstmal 1h Heuballen gemacht. Bei der Lautstärke war an Schlaf nicht zu denken. Doch auch irgendwann waren die Jungs fertig und ich konnte ein wenig schlafen.






Am nächsten morgen ging es für mich um 6 Uhr wieder raus weil ich der Tageshitze entkommen wollte. Ziemlich geschafft machte ich mich los und kam schleppend voran. Nach einem längeren Frühstück ging es weiter am Toktugul Stausee entlang den nächsten Pass hoch. Oben angekommen freute ich mich auf die tolle Abfahrt. Doch auch hier war mein Freund Gegenwind am Start. Ich musste hier wieder bergab in die Pedale treten um vorwärts zu kommen. Nach einem kleinen stop an einem Rastplatz wurde ich von zwei Männern mit ihren Söhnen zum Essen eingeladen. Dann fuhr ich weiter in die nächste Stadt Karaköl und entschied mich hier einen Pausentag einzulegen. Da ich bin der Hitze und dem Anstrengenden Vortag geschafft war. Ich fand ein sehr rustikales Hotel im Soviet Style wo ich für eine Nacht knapp 5€ bezahlen muss.









