Nach der Nacht in der Herberge in Redondella freute man sich schon fast wieder auf das heimische Bett. Da wir alle in einer Art großen Halle schliefen konnte man so auch alles und jeden hören. Die Schlafkabinen waren sehr schick gemacht keine Frage. Doch als frühs um kurz nach 5 schon die ersten anfingen ihre Sachen zu packen, andere immer noch dermaßen laut schnarchen das man sich fragt wie man überhaupt schlafen konnte und manche Wecker frühs um 6 einfach 30min lang klingeln ohne Pause freut man sich wahrlich auf zu Hause. Vielleicht fühlt sich der Alltag deswegen für die meisten nach dem Jakobsweg immer so leicht an weil sie dann mal wirklich zu schätzen lernen in welchem Schlaraffenland Sie täglich aufwachen.
Nach dem wir noch im Dunkeln gegen 8 Uhr gestartet sind, war ziemlich wenig los wie immer. Wir liefen dann aus der Stadt raus und passierten viele kleine Orte und als es heller wurde kamen auch immer mehr Pilger zum Vorschein. Wir hatten wieder einen ganz schönen Schritt drauf aber irgendwie unbeabsichtigt und zogen so an unzähligen Pilgern vorbei. Am Weg gab es nun auch überall kleine Stände die alles mögliche was mit Jakobsweg zu tun hat verkaufen.







Nach dem wir recht zeitig aufgrund unseres Tempos in der Stadt Pondevedra ankamen machten wir hier Mittag. Weshalb wir so schnell Laufen, können wir uns auch nicht erklären doch da mein Sprunggelenk schmerzte und leicht angeschwollen war sollte es jetzt ein bisschen langsamer voran gehen. Wir hatten jetzt noch ca. 10km bis in unsere Herberge die Robert ausgesucht hatte. Wie immer ohne Reservierung. Trotz das wir langsamer waren überholten wir immer noch ziemlich viele. Laut Robert’s Reiseführer gibt es dort nur eine geringe Anzahl an Betten und im näheren Umkreis von 10km keine weitere Unterkunft. So waren wir uns unsicher was wenn wir ankommen und es ist schon alles voll. Als wir kurz nach 15 Uhr ankamen war ein Gast da und wir durften uns noch zwei Betten schnappen der Rest war anscheinend schon reserviert. Diese Herberge ist definitiv anders zu denen wo wir vorher waren. Hier wurde Wert auf einige traditionelle Dinge gelegt. Es wird zusammen der Tisch gedeckt, gegessen und aufgewaschen. Ganz so wie es in ursprünglichen Herbergen zu ging. Es war ein bunter mix aus Nationalitäten in dieser Alternativen Herberge von Deutschland, Ungarn, Italien, USA und Rumänien. Die Herberge wird von Pedro geleitet der ein wenig wir Jesus aussieht und Jorge der jeden Tag das Abendessen kocht und dem die Herberge gehört. In der Herberge sind alle Wände vollgeschrieben mit Botschaften von Menschen aus aller Welt die hier übernachteten. Da gibts viel zu entdecken. Wir hatten zusammen einen tollen Abend mit interessanten Gesprächen. Ich unterhielt mich lange mit Russel, 49 aus den USA über Spiritualität und in welch grandioser Zeit wir Leben wo so vieles möglich ist und das wir Menschen uns nur selbst im Weg stehen. Mit dem Mindset eines Amerikaners lässt es sich ganz anders über diese Dinge sprechen und ich merkte sofort diese „think big“ Mentalität. Robert hat sich lange mit Manuel aus Portugal unterhalten der den Jakobsweg bereits zum 18ten Mal läuft. Den Portugiesischen ist er bereits 8 mal gelaufen. Hier gab’s viel Experten Wissen aufzusaugen.




Nach einem schönen Abend ging es gegen 22:30 Uhr ins Bett. Hier ging es dann los das einige sehr gut schliefen und andere gefühlt überhaupt nicht. Die die gut schliefen waren vor allem die Schnarcher im Schlafsaal. Davon gab es 3 Stück in unterschiedlicher Tonlage von tief bis hoch war alles dabei. Einige verließen aufgrund dessen die Herberge bereits vor um 6 frühs und man bedenke es wird erst gegen kurz nach 8 hell. Ich war ziemlich gerädert nach der Nacht und Robert gab nur zu Protokoll das er sehr gut geschlafen habe : )
Leicht zerknirscht machten wir uns nach kurzer Verabschiedung auf den Weg. Der Sonntag machte seinem Namen alle Ehre mit sehr bedeckten Himmel und kalten Temperaturen. Doch es blieb zum Glück noch trocken. Unser nächstes Ziel war Padron was wir diesmal mit langsameren Tempo angingen. Nach dem wir unsere Herberge erreichten durften wir gleich wieder weiter da diese schon ausgebucht war. Auf der anderen Straßenseite gab es gleich die nächste wo wir ein tolles Plätzchen fanden. Mein Sprunggelenk war jetzt auch schon deutlich besser. So haben wir jetzt noch eine Tagesetappe bis Santiago vor uns. Wir trafen in der Herberge noch Andy aus Freiburg vom Abend zuvor mit dem wir uns auf Abendessen suche begaben. Was anfangs gar nicht so einfach war. Als wir dann etwas gefunden haben waren wir mit Deutscher pünktlich natürlich zu früh dran. Essen gibts in den Restaurants in Spanien erst ab 20 Uhr. Also warteten wir und werteten den Tag aus. Nach einem ausgiebigen Abendessen ging es zurück in die Herberge. Draußen wurde aus dem bedeckten Himmel Regen, der uns auch den ganzen Nächsten Tag nach Santiago begleiten sollte.



Um 8 Uhr morgens starteten wir im Dunkeln schon im Regen auf unseren Weg nach Santiago. Hatten wir am Tag zuvor wenig Pilger gesehen so war es heute die reinste Pilger Autobahn schon im Dunkeln. Alle Pilger mit Regenponcho ausgestattet sah es von weitem fast so aus ob alle ABC Schutzanzüge anhatten und wir uns direkt im Krisengebiet befanden. Ich probierte es auch kurz mit Regen Jacke doch da es aufgrund unseres Tempos doch recht warm wurde ging es ohne Regenschutz in die Schlacht. In einer Bäckerei holte ich mir 4 Donuts und ein Croissant 8€ dafür waren ziemlich happig doch ich hatte Hunger. Die Preise vor Santiago ziehen an, also seid auf der Hut. Die Strecke nach Santiago hatte jetzt ehrlich gesagt keine Highlights für mich parat außer massen an Pilgern. Nach einer kurzen Mittagspause hatten wir noch ca. 6km bis zur Kirche in Santiago de Compostella. Da angekommen ging es direkt zur Austellung der Compostella Urkunde mit Online Anmeldung ging das ganze sogar ziemlich zügig. Hier wird einem per Urkunde dokumentiert wie viel und von wo man gestartet ist. Für viele ist das ja ein Muss. Wir sind ja nicht unbedingt in der Nebensaison unterwegs und waren auch recht früh dran, möchte mir gar nicht ausmalen was hier in der Hauptsaison los ist.





Wir sind nun in 7 Tagen ca. 255km gelaufen worüber ich enorm stolz bin. Man merkt dabei erstmal was gewisse Distanzen bedeuten die wir heut zu Tage z.b mal schnell mit dem Auto zurücklegen. Das obligatorisches Foto vor der Kathedrale haben wir natürlich auch gemacht und dann ging es zur unserer Herberge dem Seminario Menor einem alten Knaben Internat. Hier trafen wir Andy von gestern wieder mit dem wir uns zum Abendessen verabredeten und so unsere Ankunft in Santiago in einer exklusiven Tapas Bar ausklingen liesen.

Am Dienstag den 11.10.22 machen wir uns dann auf den Weg ins 90km entfernte Finistere zum Ende der Welt. Was es damit so auf sich hat und ob wir wieder heimgefunden haben erfahrt ihr dann im nächsten Beitrag.