Wir waren nun über einen Monat in der Türkei, solange wie in noch keinem anderen Land. An dieser Stelle wollen ein kurzes Resümee aus unserer Sicht über die Türkei geben. Wir haben hier einen sehr guten Einblick in das alltägliche Leben, die Gastfreundschaft, aber auch die Probleme des Landes bekommen. Natürlich hat uns von beginn an, die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Türken begeistert. Die wir seit dem Start unserer Reise das erste mal hier live erlebt haben. Die Menschen sind alle sehr freundlich, ehrlich und wollen natürlich immer wissen, woher wir kommen und wohin unser Weg führen soll. Für die Türken ist das Fahrrad nicht unbedingt das, was es für uns Deutsche ist. Wir haben relativ wenig Radfahrer angetroffen. Fahrräder sieht man recht selten, hauptsächlich in Touristenorten, wo Sie zum Verleih angeboten werden. Es liegt vielleicht auch daran, das kaum Radwege existieren und der Straßenverkehr nicht ganz ungefährlich ist.
In der Türkei dreht sich beim Thema Transport oder Fortbewegung alles ums Auto. Unser Warmshowers Host Berk in Eregli, fand dafür unserer Meinung den perfekten Begriff „Petrol Addicted“ zu Deutsch Treibstoff abhängig. In jeder Stadt gibt es unzählige Autowerkstätten und Ersatzteilshops usw. und so finden wir, das der Türke sein Auto noch ein bisschen mehr liebt, als es der Deutsche es tut. Der Großteil des Personentransports geht über Busse, die wie schon im vorigen Blogbeitrag erwähnt, einfach überall zu wirklich günstigen Preisen hinfahren. Das Schienennetz ist in der Türkei nicht besonders gut ausgebaut, was auch der Topographie geschuldet ist.
Die Landschaft der Türkei speziell an der Schwarzmeer Küste, hat uns total begeistert und wir empfehlen jedem mal ein Abstecher dorthin zu machen. Die kleineren Orte direkt an der Küste sind eine Reise wert und man meint fast zu glauben, die Zeit ist hier ein wenig stehengeblieben.
Allerdings haben wir vor allem in den ländlichen Gegenden, ein großes Problem erkannt. Müll der einfach überall rumliegt und der auch einfach nicht weggeräumt wird. Die Menschen sind so freundlich und die Landschaft wirklich großartig, da ist es für uns einfach unverständlich das damit so schlecht umgegangen wird. Aber wir haben dazu vielleicht auch ein anderes Bewusstsein. Wir haben die selbe Problematik in Serbien, Rumänien und Bulgarien beobachtet. Allerdings war es für uns in der Türkei am größten. In größeren Städten sieht es schon besser aus, speziell in den Touristenorten, diese vergleichbar mit deutschen Städten sind.
Wir haben hier wie schon mehrfach erwähnt viele Menschen getroffen, die Deutsch sprechen und in Deutschland gearbeitet haben. Dagegen haben wir sehr wenige Menschen getroffen, die Englisch sprechen. Durch unsere Warmshowers Kontakte haben wir so auch einen tieferen Einblick in die Gesellschaft bekommen. Hier ist die Meinung doch ziemlich gespalten, wie wir finden. Alle unsere Warmshowers Host würden die Türkei verlassen und sich gerne woanders niederlassen. Sie sind durch die wirtschaftliche und politische Situation einfach unzufrieden. Sie alle haben eine westliche Denkweise und waren nicht religiös. Allerdings ist diese Gruppe noch in der Minderheit, da der Großteil der Gesellschaft stark mit dem Islam verbunden ist. Durch die Durchquerung der Türkei von West nach Ost, haben wir so einen guten Einblick bekommen und auch festgestellt, das je weiter östlich man kommt, alles ein wenig konservativer wird. Die Religion spielt hier eine zentrale Rolle und ist nicht wie bei uns eine Religion, sondern eher eine Gesellschaftsform. Man wird quasi indirekt gezwungen sich anzupassen, um in der Gesellschaft existieren zu können. Für uns als Touristen ist das natürlich anders, da wir jederzeit weiterreisen können. Doch für viele junge Türken ist das genau das Problem, sich in der Gesellschaft integrieren zu müssen und nicht frei entfalten zu können. Das die Türkei zur Zeit aufgrund ihrer politischen Lage ein wenig im Fokus steht, ist wohl jedem bekannt. Wir wollen hier nicht tiefer auf die Politik der Türkei eingehen, jedoch wurden wir aber auch des öfteren von den Leuten auf den Konflikt zwischen Frau Merkel und Herrn Erdogan angesprochen und was wir davon so halten. Wir finden hier auch, dass durch die ganze Medienberichterstattung vieles verzehrt dargestellt wird und so die Gemüter künstlich erhitzt werden.
Wenn es aber jemanden in der Türkei gibt, auf den die große Mehrheit stolz ist, dann ist es Kemal Atatürk. Er hat 1923 die Türkische Republik ausgerufen und ist für die Türken bis heute ein Volksheld. In nahezu jedem Dorf oder jeder Stadt, gibt es hier eine Gedenktafel. Sowohl auf Autos findet sich die Signatur. Ins deutsche übersetzt bedeutet Atatürk „Vater der Türken“.
Viele haben uns vor unserer Reise gesagt, seid vorsichtig in der Türkei. Aber wir haben keine negative Erfahrung gemacht und fühlen uns in unserer Sichtweise bestätigt, das man sich erst mal ein eigenes Bild von der Sache machen soll, anstatt z.B. den Medien oder Geschichten glauben zu schenken. Wir haben unseren Aufenthalt in der Türkei genossen und würden jederzeit wieder hinfahren.